Bittprozession durch Regensburgs Innenstadt

Zeugnis des Glaubens

REGENSBURG (pdr/sm) – „Ich danke Ihnen allen für Ihr leuch­tendes Zeugnis des Glaubens, dass Sie heute Abend in der Regensburger Innenstadt gegeben haben“, mit diesen Worten dankte Bischof Rudolf Voderholzer den zahlreichen Gläubigen, die zum Bittgottesdienst im Regensburger Dom und der anschließenden Bittprozession durch die Innenstadt gekommen waren. Traditionell wird am Vorabend des Hochfestes Christi Himmelfahrt in den vielfältigen Anliegen der Stadt gebetet. 

Dieses Jahr stand die Bittprozession unter dem Wort aus dem Brief des Apostels Petrus: „Werft alle eure Sorge auf ihn“ (1 Petr 5,7a). Stellvertretend für den Stadt-Klerus konzelebrierten mit Bischof Rudolf Voderholzer Dompropst Franz Frühmorgen und Weihbischof Josef Graf sowie Regionaldekan Pfarrer Michael Fuchs und Stadtdekan Pfarrer Roman Gerl. Die Mädchenkantorei unter der Leitung von Elena Szuczies und Domorganist Professor Franz Josef Stoiber gaben dem Pontifikalamt den kirchenmusikalischen Rahmen.

Gott lässt die Menschen nicht alleine

In seiner Predigt spannte Bischof Rudolf einen heilsgeschichtlichen Bogen von den Kar- und Ostertagen über Christi Himmelfahrt bis hin zum Pfingstfest. Vierzig Tage seien bislang seit Ostern vergangen; vierzig, so der Bischof, sei in der Bibel immer eine Zeitangabe der Gnade. Auch wenn Jesus an diesem Tag zu seinem Vater in den Himmel zurückgekehrt sei, lasse er die Menschen nicht alleine. Denn durch den Sendungsauftrag an seine Apostel: „Geht hin in alle Welt und verkündigt das Evangelium!“, habe er den Menschen seinen Beistand gegeben. Jahrhundertelang hätten sich Menschen davon bewegen lassen, Jünger Jesu zu sammeln und seine Frohe Botschaft zu verkünden. 

In diesem Zusammenhang wies Bischof Rudolf auch auf den Unterschied zwischen Mission und Kolonisation hin. Zwar sei beides gleichzeitig geschehen, es habe auch ungute Verknüpfungen gegeben, man werde aber dem missionarischen Werk so vieler Männer und Frauen nicht gerecht, wenn man die Mission nur negativ betrachten würde. Die Missionare Erhard und Emmeram kamen aus Gallien, Bonifatius aus England, ihnen verdanke man den Glauben. Männer und Frauen aus Europa brachten Afrika und Amerika mit dem Evangelium auch Bildung und Wohlstand. Heute seien es vor allem Priester und Ordensleute aus Afrika, die durch ihren Dienst bei uns sich für das Geschenk des Glaubens bedankten.

Das gläubige Gesicht
der Stadt

Vielfältig waren die Gruppierungen und Stände, aus denen die Gläubigen an diesem Abend kamen. Priester und Ordensleute, Mitglieder des Dom- und der Stiftskapitels, Seminaristen, kirchliche Verbände, Studentenverbindungen und geistliche Gemeinschaften. Katholisch sein heißt weltumspannend zu sein: Da sah man Ordensfrauen und einen Seminaristen aus Afrika, Mitglieder der melkitischen griechisch-katholischen Gemeinde aus Syrien und amerikanische Touristen, für die eine solche Prozession wohl ein Novum war. Die Lesungen in der Messe und die Fürbitten vor St. Emmeram wurden von Vertretern verschiedener Gruppen vorgetragen; die Gabenprozession übernahm eine Lehrerfamilie – die Mutter mit ihren drei Kindern, der Vater sprach eine Fürbitte. Ein kleiner Teil der Stadtgesellschaft betete in den Anliegen der ganzen Stadt.

Singend und betend zogen dann nach dem Pontifikalamt der Bischof und die Gläubigen durch die Regensburger Innenstadt, vorbei an der Karmelitenkirche über die Maximilianstraße hin zur „Wiege des Glaubens im Bistum“, wie Bischof Rudolf gerne die Basilika St. Emmeram nennt. Irgendwie schwamm die Prozession an diesem Abend „gegen den Strom“. Zahlreiche, meist junge, Regensburgerinnen und Regensburger waren in Dirndl und Lederhosen auf dem Weg zur Maidult. Ganz unterschiedlich waren auch die Reaktionen der Passanten, die erstaunt, verwundert oder kopfschüttelnd das Geschehen wahrnahmen oder kommentierten. 

Licht des Glaubens entfacht

Die Gläubigen, so der Bischof, hätten nicht nur eine Kerze aus Wachs entzündet, sondern an diesem Abend auch ein Licht des Glaubens entfacht. Vor der Emmerams-Basilika auf dem Emmeramsplatz wurde in sieben Fürbitten noch einmal für alle Anliegen der Menschen in der Stadt gebetet, so wie dies auch bei der Prozession der Fall war. Mit bischöflichem Segen und dem „Te Deum“ endete die diesjährige Bittprozession. Das Bläserensemble „De Fuchsn“ aus Regenstauf, das die Prozession musikalisch begleitet hatte, setzte dann mit einem weltlichen Stück den Abschluss des Gebetes für die Stadt Regensburg und all ihre Anliegen.

24.05.2023 - Bistum Regensburg